Den Sonnenstrom direkt vom Balkonkraftwerk einspeisen in den eigenen Haushalt eröffnet neue Perspektiven für nachhaltige Energiegewinnung. Mit dieser innovativen Lösung können Balkonbesitzer ihren eigenen grünen Strom erzeugen und nutzen, um ihren Energiebedarf zu decken. Bei der Einspeisung des Balkonstroms müssen aber einige Aspekte berücksichtigt werden. So müssen beispielsweise die elektrischen Anschlüsse den geltenden Normen und Vorschriften entsprechen.
Sicher und konform: Mit dem Balkonkraftwerk einspeisen – wichtige Aspekte und Normen im Überblick
Um den Sonnenstrom des Balkonkraftwerks einspeisen zu können, müssen einige wichtige Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden.
Ein entscheidender Faktor ist die elektrische Installation und die entsprechende Anpassung der Anschlüsse im Haushalt. So müssen etwa die Stromleitungen im Haus auf die zusätzliche eingespeiste Strommenge ausgelegt sein. Auch müssen alle elektrischen Komponenten und Verbindungen den bestehenden Sicherheitsstandards entsprechen. Dazu gehören sämtliche Kabel, Stecker und Schutzschalter.
Des Weiteren sollten die nationalen und regionalen Normen und Vorschriften zur Einspeisung erneuerbarer Energien beachtet werden. Diese können je nach Bundesland variieren. Informiere dich daher im Vorfeld bei deiner Gemeinde und deinem Netzbetreiber. Vor allem bei letztgenannten muss in der Regel vor der Installation des Balkonkraftwerks und dem Einspeisen eine Anmeldung im Stammdatenregister erfolgen.
Neben den elektrischen Aspekten ist es zudem auch ratsam, deine Versicherungspolicen zu prüfen. Möglicherweise musst du die bestehende Hausrat- oder Gebäudeversicherung aktualisieren oder eine spezielle Photovoltaikversicherung abschließen, um das Balkonkraftwerk vor Schäden zu schützen.
An die Steckdose anschließen und direkt den Sonnenstrom vom Balkonkraftwerk einspeisen – geht das?
Tatsächlich kann eine Plug & Play Anlage, wie Balkonkraftwerke auch heißen, direkt von der Steckdose aus in dein Hausnetz einspeisen. Zur Wahrung der Sicherheit wird empfohlen, einen Wieland Rundsteckverbinder zu verwenden, der aus robusterem Kunststoff besteht und eine geringere Brandgefahr bietet.
Wichtig: Ehe du über das Balkonkraftwerk einspeisen kannst, solltest du deinen verbauten Stromzähler überprüfen. Bei veralteten Ferraris-Zählern ohne Rücklaufsperre oder einphasigen Wechselstromzählern wird empfohlen, den Zähler austauschen zu lassen, für eine ordnungsgemäße Erfassung der eingespeisten Energie.
Tipp: Mit der Neuerung des Erneuerbare Energiegesetzes soll es fortan erlaubt sein, dass der alte Zähler erst bis zu 4 Monate nach der Inbetriebnahme der Mini PV Anlage getauscht werden muss.
Balkonkraftwerk Einspeisung: der richtige Zähler
Für das Einspeisen über ein Balkonkraftwerk in das Stromnetz muss ein geeigneter Zähler verbaut sein. Dieser muss eine Rücklaufsperre besitzen, um eine ordnungsgemäße Abrechnung sicherzustellen.
Denn bei alten Analogzählern kann es passieren, dass diese beim Einspeisen über das Balkonkraftwerk rückwärts laufen. Dies reduziert deinen Zählerstand und deine Stromrechnung. Was zwar attraktiv für deinen eigenen Geldbeutel ist, ist auf Dauer aber tatsächlich verboten.
Welche Zählertypen sind erlaubt?
Offiziell sind derzeit folgende Zählertypen für den Betrieb eines Balkonkraftwerks erlaubt:
- Analogzähler mit Rücklaufsperre.
- Moderne digitale Stromzähler, die den vom Balkonkraftwerk eingespeisten Solarstrom korrekt erfassen.
- Smart Meter (intelligente Stromzähler), die den Stromverbrauch und die Einspeisung in Echtzeit erfassen.
Wichtig: Bei Zählern mit Rücklaufsperre wird der überschüssige Strom an den Netzbetreiber „verschenkt“, da hier die Einspeisung nicht erfasst werden kann.
Wie funktioniert die Einspeisung über ein Balkonkraftwerk? Der Prozess in seinen Einzelschritten
Der Prozess der Einspeisung erfolgt in mehreren Schritten:
- Die Solarmodule des Balkonkraftwerks fangen das Sonnenlicht ein und wandeln es in Gleichstrom.
- Der erzeugte Gleichstrom gelangt zum Wechselrichter, auch als Spannungswandler oder Inverter bezeichnet.
- Der Wechselrichter hat die Aufgabe, den Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom umzuwandeln, der von den elektronischen Geräten im Haus genutzt werden kann.
- Gleichzeitig drosselt der Wechselrichter die Einspeiseleistung auf den gesetzlich vorgegebenen Maximalwert (derzeit 600 Watt in Deutschland).
- Der umgewandelte Wechselstrom wird dann ins Hausnetz eingespeist.
- Dazu fließt der Strom über einen Stecker in das bestehende Stromnetz.
- Dort verteilt sich der Solarstrom auf die angeschlossenen Verbraucher, wie Kühlschrank, WLAN-Router und Co.
- Diese nutzen vorrangig den Solarstrom, ehe zusätzlicher Netzstrom bezogen wird.
Auf welcher Phase speist das Balkonkraftwerk ein?
Das Solarmodul für die Steckdose speist auf jeder Phase in das Hausstromnetz ein. Selbst wenn du auf Phase 2 einspeist, werden die Geräte auf Phase 1 mit Strom versorgt.
Übrigens: Eine Schuko-Steckdose hat nur eine einzige Phase (L1).
In diesem Zusammenhang liest du im Internet oftmals noch folgende Begriffe:
- Nulleinspeisung
- Volleinspeisung
- Überschusseinspeisung
Da diese Begriffe oftmals zu Verwirrungen führen, möchten wir sie dir nun einmal genauer erklären.
Nulleinspeisung, Volleinspeisung & Überschusseinspeisung – was genau verbirgt sich dahinter?
- Bei einer Nulleinspeisung wird der erzeugte Solarstrom ganz verbraucht und das Einspeisen des Balkonkraftwerks in das öffentliche Stromnetz entfällt.
- Bei der Überschusseinspeisung erzeugt deine Steckeranlage mehr Strom, als du benötigst. Was passiert mit dem Überschuss? Dieser fließt in das öffentliche Stromnetz und steht dort anderen Verbrauchern zur Verfügung. Dafür gibt es für gewöhnlich keine finanzielle Vergütung.
- Die Volleinspeisung betrifft vor allem größere Photovoltaikanlagen. Dabei wird der gesamte erzeugte Strom ins öffentliche Stromnetz eingespeist und entsprechend vergütet.
Wie viel Strom darf ich mit einem Balkonkraftwerk einspeisen?
In Deutschland ist die Einspeiseleistung für Balkonkraftwerke auf 600 Watt begrenzt. Diese Leistung bezieht sich aber auf den Wechselrichter. So kann die Leistung der verbauten Solarmodule in der Regel etwas höher sein.
Beispiel: Du verwendest zwei Balkonkraftwerke mit je 320 Watt. Durch die Kombination dieser Module kann eine optimale Lichtausbeute erzielt werden, auch wenn die Einspeiseleistung des Wechselrichters auf 600 Watt begrenzt ist.
Grenze auf 800 Watt Einspeiseleistung erhöhen
Die Bundesregierung plant eine Erhöhung der Einspeiseleistungsgrenze für Wechselrichter von 600 Watt auf 800 Watt. Dies ist eine Reaktion auf die EU-Verordnung „Requirements for Generators“, die besagt, dass eine Erzeugungsanlage mit einer Einspeiseleistung von bis zu 800 Watt für das Stromnetz nicht relevant ist. Dennoch galt in Deutschland bisher eine Obergrenze von 600 Watt, festgelegt in der technischen Norm VDE-AR-N 4105.
Die geplante Erhöhung der Einspeiseleistungsgrenze auf 800 Watt eröffnet zukünftig die Möglichkeit, Solarmodule von bis zu 2000 Watt zu betreiben, wenn der Wechselrichter auf 800 Watt begrenzt ist. So kannst du fortan auch mit einem Balkonkraftwerk bei schwachen Lichtverhältnissen im Herbst oder Winter ausreichend Strom für den Heimgebrauch erzeugen.
Was heißt das nun für bestehende Anlagen? Solltest du auf einen 800 Watt Wechselrichter umsteigen?
Wenn du bereits ein Balkonkraftwerk mit einem 600-Watt-Wechselrichter besitzt, musst du dieses nicht aufrüsten. Der Grund dafür liegt in der Arbeitsweise des Wechselrichters in Verbindung mit der Spitzenleistung der Solarmodule.
Angenommen, die Solarmodule deiner Mini PV Anlage können 800 Watt erzeugen, haben aber einen Wechselrichter, der diese auf 600 Watt begrenzt, so ist das eigentlich gut, um mit dem Balkonkraftwerk Strom einzuspeisen. Denn in dieser Konstellation kann die Anlage bzw. der Wechselrichter effizient arbeiten. Gerade der Wechselrichter ist am effizientesten, wird er mit 100 % Auslastung betrieben.
Würdest du nun aber einen 800-Watt-Wechselrichter mit deinen 800-Watt-Solarmodulen kombinieren, liefe der Spannungswandler praktisch nie mit Volllast, wodurch seine Effizienz abnehmen würde. Denn generell ist die Dimensionierung des Wechselrichters und deines Balkonkraftwerks vom Hersteller aufeinander abgestimmt, um eine optimale Leistung zu bieten.
Mit dem Balkonkraftwerk einspeisen: Gibt es eine Einspeisevergütung?
Wenn du mit dem Balkonkraftwerk ins öffentliche Netz einspeisen möchtest, stellt sich natürlich die Frage nach einer Einspeisevergütung.
Grundsätzlich hast du einen Anspruch auf eine Einspeisevergütung. Allerdings beträgt diese für 2023 nur 8,2 Cent/kWh. Das ist weit unter dem regulären Strompreis.
Hinzukommen bei der Inanspruchnahme der Einspeisevergütung einige bürokratische und technische Hürden. Wenn du die Einspeisevergütung in Anspruch nehmen möchtest, muss dies dem Netzbetreiber mitgeteilt werden. Anschließend wird ein geeigneter Stromzähler installiert, der die eingespeiste Strommenge erfasst. Die Kosten für die Installation des Zählers liegen in der Regel über 100 Euro, zusätzlich fällt eine jährliche Messstellengebühr von etwa 20 Euro an. Aus diesem Grund verzichten einige auf die Vergütung, wenn sie mit dem Balkonkraftwerk einspeisen.
Außerdem musst du dem Netzbetreiber immer bis Ende Februar des Folgejahres mitteilen, wie viel Strom du im Vorjahr mit dem Balkonkraftwerk eingespeist hast, um die entsprechende Vergütung zu erhalten.
Strom vom Balkon: mit Balkonkraftwerken einspeisen
Das Einspeisen von Sonnenstrom aus Balkonkraftwerken in das eigene Hausnetz eröffnet neue Möglichkeiten der Energiegewinnung. Dabei müssen jedoch verschiedene Sicherheitsaspekte berücksichtigt werden, wie die Anpassung der elektrischen Anschlüsse gemäß den geltenden Normen und Vorschriften. Auch die Wahl des Zählers für die korrekte Erfassung des eingespeisten Stroms über das Balkonkraftwerk ist entscheidend. Grundsätzlich ist die Einspeiseleistung für Balkonkraftwerke derzeit auf 600 Watt begrenzt. Die Bundesregierung plant jedoch eine Erhöhung dieser Grenze auf 800 Watt, um größere Solarmodule besser nutzen zu können.
Bezüglich der Einspeisevergütung solltest du wissen, dass diese grundsätzlich möglich ist. Die Vergütung beträgt jedoch nur 8,2 Cent pro Kilowattstunde, was deutlich unter dem regulären Strompreis liegt. Außerdem sind damit einige bürokratische und technische Hürden verbunden, einschließlich der Installation eines geeigneten Stromzählers. Die damit verbundenen Kosten und der Verwaltungsaufwand führen dazu, dass viele Balkonkraftwerksbetreiber auf die Vergütung verzichten und den erzeugten Strom des Balkonkraftwerks nicht einspeisen, sondern lieber „verschenken“.
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