Das Wetter abfragen, mit den Kindern das Einmaleins üben oder Kochinspirationen sammeln – die virtuelle Sprachassistentin Alexa hat sich in vielen deutschen Haushalten einen festen Platz gesichert. Doch eine gewisse Unsicherheit lässt sich nicht leugnen. Wie genau nimmt Alexa es mit dem Datenschutz? Hört sie uns etwa heimlich ab? In diesem Beitrag klären wir, wann Alexa Daten sammelt, wie sie diese verwendet und wie du die Datenschutz-Einstellungen von Alexa optimieren kannst.
Lauschangriff aus den eigenen vier Wänden: Hört uns Alexa ab?
Ein bisschen gruselig ist der Gedanke schon, oder? Obwohl viele Nutzer Befürchtungen im Hinblick auf Alexas Datenschutz haben, hinterfragen nur die wenigsten wirklich aktiv, welche Daten sie speichert – und wann. Dazu solltest du dir eines bewusst machen:
Sie muss dir ja zuhören – sonst könnte sie deine Sprachbefehle nicht verarbeiten. Aber nicht alles, was sie hört, schickt sie auch an die Amazon-Cloud. Vielmehr funktioniert es so: Die virtuelle Assistentin erfasst, was du sagst, und filtert heraus, ob sie das eingestellte Codewort (z. B. „Alexa“, „Computer“, “Ziggy” oder „Echo“) gehört hat. Nur dann beginnt sie damit, den darauffolgenden Sprachbefehl zu verarbeiten. Dazu sendet sie deinen Sprachbefehl an die Amazon-Cloud und somit auf die Amazon-eigenen Server in den USA.
Kritiker sind sich einig: Alexa kann uns abhören. Nämlich wenn sie ihren Erkennungsruf mit einem anderen ähnlichen Wort verwechselt oder wenn wir das Codewort versehentlich nutzen, ohne sie tatsächlich aktivieren zu wollen. In diesem Fall zeichnet Alexa das nachfolgend Gesagte auf und übermittelt es an die Amazon-Server, obwohl wir das gar nicht wollten.
Das macht sie allerdings nicht tonlos: Gewöhnlich antwortet sie dir, selbst wenn du unbemerkt mit ihr sprichst. Spätestens dann bemerkst du, dass sie im Hintergrund mithört, und kannst ihre Mikrofone deaktivieren oder ihr befehlen, alles wieder zu vergessen.
Datenschutz mit Alexa: Rechtsvorschriften der DSGVO
Um deine Daten verarbeiten zu dürfen, benötigt Amazon nach Art. 6 Abs. 1 lit a DSGVO deine Einwilligung. Und die holt sich das Unternehmen auch bei dir ab. Hast du es bemerkt? Du erteilst deine Einwilligung, wenn du bei der Inbetriebnahme von Alexa den Nutzungsbedingungen zustimmst.
Außerdem steht dir nach den Art. 13, 14 DSGVO ein Informationsrecht zu. Das bedeutet: Amazon ist verpflichtet, dich darüber zu informieren, welche Zwecke das Unternehmen mit der Datenverarbeitung verfolgt. Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags haben untersucht, inwieweit Amazon diesen Verpflichtungen nachkommt. Hierzu haben sie ein Gutachten über Alexas Transkribierung und Auswertung von Sprachmitschnitten erstellt. Dieses fördert durchaus Risiken zutage. Insgesamt kommen die Experten jedoch zu dem Ergebnis, dass Amazon seinen Informationspflichten in ausreichendem Maß genügt.
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Mit unserer Sammlung von 1000 Alexa Befehlen lernst du schnell und spielerisch was Alexa alles kann!Alexa Datenschutz: Was die Datenschützer konkret kritisieren
Es gibt zwei grundsätzliche Kritikpunkte, die Datenschützer immer wieder anführen, wenn sie Alexa Abhörvorwürfe machen.
Datentransfer in Drittstaaten
Nicht von der Hand zu weisen ist die Übermittlung deiner mitunter personenbezogenen Daten in ein Drittland, also an einen nicht vom Wirkungsbereich der DSGVO erfassten Server-Standort.
Das ist nicht unbedingt vertrauenserweckend. Im Sinne der DSGVO allerdings auch nicht verwerflich – solange Amazon alle Pflichten erfüllt, ist die Speicherung deiner Daten in den USA in Ordnung, denn du hast ja den Nutzungsbedingungen zugestimmt.
Datenschutzprobleme bei Skills
Skills müssen, ehe sie bei Amazon gelistet werden, eine Zertifizierung durchlaufen. Allerdings haben Tests ergeben, dass die Entwickler die Skills nach der Zertifizierung durchaus noch ändern können. So könnten sie etwa über einen veränderten Skill Malware in dein System schleusen und dich so tatsächlich aushorchen. Das Projekt alexa-skill-analysis.org kommt etwa zu dem Ergebnis, dass 23,3 Prozent der über 90.000 Skills verschleiern, für welche Datentypen die Nutzer ihre Einwilligung erteilen sollen.
Prüfe deshalb vor der Aktivierung eines Skills am besten, ob eine Datenschutzerklärung vorhanden ist. Diese sollte ausweisen, wer für die Datenverarbeitung verantwortlich ist und wofür die gewonnenen Daten genutzt werden.
Was Amazon mit den von Alexa gesammelten Daten macht
Zunächst einmal nutzt Alexa deine Daten nur, um auf deinen Sprachbefehl oder deine Frage reagieren zu können. Sie muss ihn also auf seine Bestandteile analysieren und entsprechend nach einer Antwort suchen oder eine Reaktion auslösen (z. B. Speicherung eines Termins im Kalender). Darüber hinaus sind drei weitere Nutzungsarten bekannt:
- Jeder Sprachbefehl und jede Antwort fließen in die Amazon-eigene künstliche Intelligenz ein, die die Grundlage für die clevere Sprachassistentin ist. Du hilfst so, den Algorithmus zu verbessern.
- Um die Erkennungsqualität der Spracheingaben zu optimieren, werten Amazon-Mitarbeiter stichprobenartig Sprachmitschnitte aus.
- Amazon nutzt die Daten, um personalisierte Nutzerprofile anzulegen. So gelingt es dem Unternehmen, dir noch passgenauere Werbung und Produkte anzuzeigen.
So passt du bei Alexa die Datenschutz-Einstellungen an
Um die Anforderungen der DSGVO in Europa zu erfüllen, hat Amazon bei den Datenschutz-Einstellungen von Alexa längst nachgebessert. So kommt es, dass du heute deine Privatsphäre deutlich besser schützen kannst. Dazu hast du die folgenden Möglichkeiten.
#1 Mute-Taste
Möchtest du sicherstellen, dass Alexa keinesfalls mithört? Dann musst du sie nicht abschalten, sondern kannst lediglich ihre Mikrofone ausschalten. Dazu verfügt der Echo-Smartspeaker über eine Mute-Taste. Du erkennst sie an einem durchgestrichen Kreis oder Mikrofon.
Drückst du diese Taste, werden die Mikrofone vollständig deaktiviert. Sie zeichnen also nichts auf, auch wenn du den Smartspeaker mit dem Codewort für Alexa ansprichst. Du erkennst diesen Zustand an dem rot leuchtenden Ring. Erst wenn du den Knopf erneut drückst, aktiviert sich Alexa wieder.
#2 Kamera deaktivieren
Hast du einen Echo Show mit Kamera, kannst du diese über die Einstellungen ausschalten. Tippe auf „Geräteoptionen“ und schiebe den Regler auf „Kamera deaktivieren“. Außerdem verfügen neuere Geräte über eine Kameraabdeckung, die du per manuellem Schieber schließen kannst.
#3 Alexa-Datenschutz-Einstellungen einsehen und überprüfen
Um überhaupt erst einmal zu erfahren, wie der Datenschutz bei Alexa gehändelt wird, solltest du dir die Datenschutz-Einstellungen genauer ansehen. Dazu tippst du in der Alexa-App unten rechts auf die drei Striche (Menü), dann auf „Einstellungen“ und wählst dort den Bereich „Alexa-Datenschutz“.
Hier kannst du dich nun über die folgenden Aspekte informieren:
- Sprachaufnahmen-Verlauf
- Verlauf des Smarthome-Geräts
- Skill-Berechtigungen
- Meine Alexa-Daten
#4 Sprachaufzeichnungen verwalten oder löschen
Tippe im Bereich „Alexa-Datenschutz“ auf „Meine Alexa-Daten verwalten“. Hier hast du mehrere Optionen, um deine Sprachaufzeichnungen zu verwalten und/oder zu löschen:
- Aufzeichnungen speichern, bis du sie selbst löschst (Standardeinstellung)
- Speicherung für 18 Monate
- Speicherung für 3 Monate
- keine Speicherung
#5 Alexa zum Datenschutz befragen
Hast du wie im vorherigen Punkt beschrieben das Löschen per Sprachbefehl aktiviert, lassen sich deine Sprachaufzeichnungen auch komfortabel per Sprache abrufen und löschen. Nutze dafür etwa die folgenden Sprachbefehle:
Sprachbefehl | Wirkung |
Alexa, welche Datenschutz-Einstellungen habe ich? | Alexa informiert dich, welche Einstellungen vorhanden sind. |
Alexa, lösche, was ich gerade gesagt habe. | Von der Löschung betroffen sind die Sprachaufzeichnungen der vergangenen zehn Minuten. |
Alexa, lösche alles, was ich je gesagt habe. | Alexa löscht deinen gesamten Verlauf. |
Alexa, sag mir, was du gehört hast. | Alexa liest dir vor, welchen Sprachbefehl du ihr als Letztes gegeben hast. |
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Sind die persönlichen Daten meiner Gäste sicher?
Aktivierst du Alexa mit deinem Codewort, während im Hintergrund deine Gäste sprechen, könnte es passieren, dass ihr Gespräch aufgezeichnet wird. Weder betroffene Erwachsene noch Kinder (bzw. deren Eltern) haben im Vorfeld in diese Aufzeichnung eingewilligt (geschweige denn, dass die Möglichkeit überhaupt bestünde). Insofern ist diese Situation rechtlich tatsächlich fragwürdig.
Wie kann ich vorbeugen, damit Alexa mich nicht abhören kann?
Alexa selbst wird dich eher nicht abhören. Rein theoretisch wäre es wohl für Dritte möglich, sie für den Zugriff auf deine Gespräche zu missbrauchen. Eine der größten Schwächen ist in vielen Privathaushalten das eigene WLAN-Netzwerk. Achte deshalb darauf, ein besonders sicheres WLAN-Passwort mit Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen sowie einen hohen Verschlüsselungsstandard (z. B. WPA2 PSK) zu nutzen und regelmäßig Updates der Router-Software durchzuführen.
Hört Alexa immer mit?
Sie lauscht lediglich, um das Codewort für ihre Aktivierung nicht zu verpassen. Solange du sie also nicht ansprichst, interessiert sie sich auch nicht für deine Gespräche. Möchtest du sichergehen, schalte ihre Mikrofone still (Echo leuchtet rot).
Ist der Alexa-Datenschutz ausreichend für den Einsatz in Firmen?
Für die Zusammenarbeit in Unternehmen bietet Alexa ein enormes Potenzial. Allerdings bekommt die Datenschutzproblematik hier gleich mehrere Ebenen:
- Der Arbeitgeber wird regelmäßig nicht das Einverständnis aller Mitarbeiter für die Sprachaufzeichnung haben.
- Alexa könnte auch allgemein ein Risiko für Verstöße gegen das Datenschutzrecht darstellen. Dazu sollte unbedingt der Datenschutzbeauftragte des Unternehmens hinzugezogen werden.
- Auch wenn Alexa nicht gezielt Gespräche abhört, besteht ein Restrisiko, dass vertrauliche Gespräche oder sogar Geschäftsgeheimnisse aufgezeichnet werden und somit das Unternehmen verlassen.
Fazit: Fordere den Datenschutz von Alexa ein
Du hast gesehen: Alexa bietet Datenschutz-Einstellungen, mit denen du deine personenbezogenen Daten schützen kannst. Leider sind diese standardmäßig nicht aktiviert. Du solltest also selbst Hand anlegen und die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Es liegt somit bei dir, wie detailliert Alexa deinen Datenschutz sicherstellt – oder auch nicht.
Daneben lohnt es sich auch, sich die Folgen des eigenen Handelns klarzumachen. Wenn du etwa Skills vor der Aktivierung auf eine mögliche Datenschutzerklärung untersuchst, räumst du schon ein gewisses Risiko aus. Und auch um die Absicherung deines WLANs solltest du dich kümmern.
Und zu guter Letzt sollte man die Kirche auch einmal im Dorf lassen. Natürlich gibt es Forscherteams und Verbraucherschützer, die ausgeklügelte Methoden genutzt haben, um Alexas Risiken oder Sicherheitslücken aufzuzeigen. Wie relevant diese allerdings für die Praxis sein mögen, darf jeder für sich selbst entscheiden. Gehe mit gesundem Menschenverstand an die Sache heran – dann kannst du Alexa nutzen, ohne dass der Algorithmus deine Daten missbraucht.
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